Wahrnehmen statt Denken

Die Welt ist in Bewegung gekommen. Das Coronavirus ist allgegenwärtig und dominiert zunehmend das Leben der Menschen. Vieles was für lange Zeit als sicher und stabil galt, wird nun in Frage gestellt und über den Haufen geworfen. Große Unsicherheit macht sich breit und riesige kollektive Energiefelder von Angst, Sorgen und zum Teil schon Panik bezüglich der Zukunft bauen sich auf.

Spürst auch du, wie dich die Themen immer mehr belasten. Wie es dir schwerer fällt, deine Gedanken zu beruhigen. Du bei der Arbeit oder in der Freizeit von deiner eigentlichen Tätigkeit abschweifst, unkonzentriert bist und den Fokus nicht mehr so gut halten kannst, wie du es gewohnt bist. Dir Sorgen um deine Liebsten machst, Mühe hast zur Ruhe zu kommen und einzuschlafen oder durchzuschlafen.

DIE ÄNGSTE DES EGOS

Es ist dein Ego, deine unbewussten Anteile, die in Aufruhr gekommen sind. Dein Verstand kämpft um die Kontrolle und will die aktuellen Ereignisse einordnen. Die Komplexität und die unsicheren Prognosen, wie es weitergeht, überfordern ihn komplett. Die Illusion des Egos das Leben und damit die Schöpfung im Griff zu haben und zu steuern, wird bedroht oder löst sich schon auf. Das Coronavirus triggert die Angst zu verlieren, was bis jetzt scheinbare Sicherheit geschaffen hat. Geld, Besitz, Wohlstand, Ansehen, Routine, Gewohnheiten zeigen sich plötzlich als vergängliche Identifikation mit Dingen im Außen.

Bewusst oder unbewusst beginnen sich Menschen die Frage zu stellen, wer sie denn noch sind, wenn sie sich nicht über Dinge im Außen definieren können. Wer sind sie, wenn ihr Geld und damit ihr Besitz seinen Wert von heute auf morgen verlieren kann oder sie sich nicht mehr über ihren Job, ihre Tätigkeit definieren können. Womit sollen sie sich beschäftigen, wenn sie sich nicht mehr mit Besuchen von Konzerten oder Sportveranstaltungen im Außen ablenken oder sich nicht mehr hinter täglichen Routinen und Beschäftigungen verstecken können.

DIE EINALDUNG ALLES LOSZULASSEN, WAS DU NICHT BIST

Zum Glück stellen sich für viele Menschen solche existentiellen Fragen weltlich noch nicht. Doch sind die Ängste und Sorgen die sich in der Berichterstattung der Medien spiegeln und damit manifestieren ein Vorgeschmack, um was es in der Zukunft gehen wird. Alles im Außen – im Grossen wie im Kleinen – ist immer nur eine Spiegelung, eine Resonanz der Themen und Lernfelder, die im Innen zum Auflösen und damit zur Heilung anstehen.

Nutze die aktuelle Situation als Einladung dir die Frage zu stellen, wer du wirklich bist. Und vor allem auch die Frage, wer du nicht bist und was du an Ballast in deinem Leben loslassen darfst. Du bist nicht dein Ego, nicht dein Verstand, nicht deine Gedanken, nicht deine Erinnerungen und nicht deine Sehnsucht und dein Verlangen.

Verlangen ist die Illusion, dass du »besser dran« bist, wenn du von etwas mehr hast. Es brennt, bis es befriedigt ist. Dann setzt es kurzzeitig aus, bis das nächste Verlangen nach mehr kommt. Verlangen ist endlos. Und wenn du etwas besitzt oder erreicht hast, dann kommt sofort die Angst es wieder zu verlieren. So drehst du dich in einer Spirale des Leidens, weil du nie das hast, wonach du dich sehnst. Jetzt in den aktuellen Veränderungen kannst du immer besser erkennen, dass alles im Außen vergänglich ist und wie rasend schnell sich Dinge ändern können. Es kann dich dabei unterstützen, deine Prioritäten in deinem Leben zu überdenken und dich von überholten Kindheitsprägungen, Mustern und Glaubenssätzen zu lösen.

DEIN WAHRES SEIN

Unvergänglich ist nur dein wahres Sein. Dort ist Stille, Frieden und Liebe. Vielleicht kennst du diesen Ort in dir aus Momenten in deinem Leben, wo du ganz im Vertrauen warst, in deiner Ausdehnung und verbunden mit allem. Momente in denen du erkennen konntest, dass es nichts zu tun gibt. Du einfach sein darfst. Du spüren konntest, dass du richtig bist, genau so wie du bist und das alles was geschieht, seine Richtigkeit hat. In Tiefe erkennen konntest, dass Zufriedenheit ein inneres Gleichgewicht ist, das Harmonie, Freude an dir selbst und innere Liebe beinhaltet und dann auftritt, wenn du einfach du selbst bist und alle Projektionen im Außen loslässt.

 

»Der Schlüssel zu erkennen wer du wirklich bist, ist dich selbst zu beobachten. So kannst du immer besser loslassen, was du nicht bist.« Arthur

DU BIST DER BEOBACHTER

Zu erkennen, dass du Beobachter, Zeuge bist und nicht der oder die Handelnde ist ein wesentlicher Schritt in Deinem Bewusstwerdungsprozess. So kannst du loszulassen, womit sich dein Verstand normalerweise identifiziert. Beginnen tust du damit, gegenwärtig zu sein. Schenke deine ungeteilte Aufmerksamkeit dem, was gerade passiert. Nicht dem was durch deine Erfahrungen konditioniert ist und an der Vergangenheit anhaftet. Und auch nicht dem, was du an Ängsten und Sorgen oder Wünsche und Sehnsüchten in die Zukunft projizierst.

So wahrzunehmen ist nicht dasselbe wie denken. Wenn du denkst, bist du in einer Verkettung von Abläufen, die in die Vergangenheit oder die Zukunft verknüpft sind. Während du denkst, analysierst und wertest du Ereignisse und Personen. Steckst sie in die Schubladen deiner Erfahrungsräume, koppelst sie an Ängste und Sehnsüchte und projizierst deine aktuelle Befindlichkeit auf sie.

WAHRNEHMEN IST NICHT DAS GLEICHE WIE DENKEN

Aus unserem Buch »Ankommen – die Reise zu allem was in dir steckt« (S. 128):

Erstaunt blickte Céline ihn an. »Da hast du etwas ganz Wesentliches gelesen. Wahrnehmen, was gerade ist, ist kein Denken. Denken setzt erst ein, wenn du eine Situation, die du wahrnimmst, mit einer Erinnerung oder einer Hoffnung verknüpfst.«
Als sie seinen verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte, ergänzte sie: »Wenn du beispielsweise die beiden Frauen hinten in der Ecke wahrnimmst, bist du ganz im Jetzt und nicht im Denken. Sogar dann nicht, wenn das Wahrnehmen bei dir ein Gefühl auslöst, solange es nicht an etwas gekoppelt ist. Wenn dich eine der Frauen an jemanden erinnern würde, dann würdest du zu denken beginnen und die Wahrnehmung mit der Erinnerung verknüpfen. Du schweifst dann in die Zeit ab, wo die Erinnerung stattgefunden hat, oder denkst an eine mögliche zukünftige Wiederholung einer Situation. Alles, was in der Vergangenheit oder Zukunft liegt, sind Gedanken. Wahrnehmungen sind ganz im Moment, im Jetzt.«
Sie legte ihre Hand auf die seine.
»Du spürst meine Hand auf deiner Hand, das ist eine Wahrnehmung und du bist beim Fühlen der Berührung präsent. Sobald du dich fragst, warum ich meine Hand auf die deine lege, beginnst du zu denken. Erinnert dich die Berührung an früher, denkst du. Erinnert dich die Berührung an eine andere Berührung, denkst du. Löst die Berührung bei dir einen Wunsch oder eine Sehnsucht aus, denkst du.«

 

»Erlaube dir präsent zu sein. So kannst du den Moment ganz im Jetzt genießen und deine Ängste und Sehnsüchte loslassen.« Lisa Maria

WAHRNEHMEN IST DIE IDEALE PRÄSENZÜBUNG

Präsent bist du nur, wenn du ganz im Jetzt bist. Präsentes und bewusstes Wahrnehmen, ohne zu denken, ist eine wunderbare Form der Meditation. Außerdem ist es ein optimales Übungsfeld deinen Beobachter aktiv zu halten und so immer besser zu erkennen, wenn du aus dem Zustand der Präsenz und des Bewusstseins herausfällst und dein Verstand Verknüpfungen in die Zukunft oder Vergangenheit gebundene Gedanken kreiert.

Gönne dir einen Spaziergang in der Natur und erlaube dir, dich und deine Umwelt bewusst zu beobachten und wahrzunehmen. Lausche dem Wind, höre die Vögel pfeifen, genieße die Strahlen der Sonne auf deiner Haut. So kannst du dich von den kollektiven Ängsten und Sorgen entkoppeln und deine Gedanken können sich beruhigen. Du kannst erkennen, dass es im Außen noch so schlimm zu und her gehen kann, du im Innen dennoch immer Ruhe, Frieden und Liebe finden kannst. Hast du das erst einmal integriert, dich erinnert, wer du wirklich bist, kannst du mit jeder Veränderung umgehen. Du hast verstanden, dass Meditation nicht etwas ist, was du tust. Mediation und damit die Wahrnehmung von dem was ist, ist das, was du bist und damit pure Selbstheilung.